3.3. Die Formulierung des Anliegens erarbeiten

Eine Formulierung erarbeiten, die das Anliegen auch für andere leicht verständlich und griffig benennt, so dass es möglich wird, damit konstruktiv zu arbeiten

Die Arbeit an der präzisen Formulierung des Anliegens hat vor allem diese beiden Vorteile: Erstens klärt sich zumeist erst hierbei wirklich die Praktikabilität des gefundenen Ansatzes. Zweitens ist erst mit dem Vorliegen der Formulierung für alle Beteiligten, eben auch für die Besucherinnen im Unterricht, klar und verbindlich deklariert, worum es geht. Dem dienen auch die Beobachtungsaufgaben, aber letztlich kommt es in der Auswertung darauf an, das Anliegen gut im Blick zu behalten; dazu dient die klare Formulierung.

Das Anliegen-Formulieren ist erstaunlicherweise nicht einfach; es erfordert einige Übung und Mühe. Manchmal erscheint dieses Bemühen übertrieben und in Gefahr, zum Selbstzweck zu werden. Aber hier hilft die Besinnung auf die beiden genannten Vorteile: Ist mit der gefundenen Formulierung das Anliegen gut auf den Punkt gebracht? Und: Haben die Begleiter den Eindruck, beim Unterrichtsbesuch und in der darauf folgenden Auswertung konstruktiv mit dem so formulierten Anliegen arbeiten zu können?

Dies sind die Elemente des formulierten Anliegens:

  1. Das Wort „Ich“ kommt darin vor. Meistens steht es als Subjekt am Satzanfang.
  2. Das Verb bringt ein Vorhaben oder eine Intention zum Ausdruck: „… möchte, dass …“, „… möchte erreichen/lernen/darauf hinarbeiten/…“, „… will versuchen/dasunddas tun …“. Es ist also eine eher weiche Formulierung, kein Deklarieren der Übernahme eines definitiven Arbeitsauftrags.
  3. Die Adressatengruppe ist konkret benannt (z.B. „die Klasse 5b“). Natürlich kann in Wirklichkeit auch in anderen Klassen oder Gruppen das Anliegen fokussiert werden. Aber für die Arbeit im Lernzyklus soll konkret die Lerngruppe benannt werden, auf die sich die primäre Aufmerksamkeit richtet und in der auch der Unterrichtsbesuch stattfindet.
  4. Der inhaltliche Aspekt ist klar, begrenzt und griffig benannt, so wie er beim „Ansatz-Finden“ herausgearbeitet wurde.
  5. Der ungefähre Zeitraum, in dem an diesem bestimmten Anliegen gearbeitet werden soll, wird angegeben, also z.B. „die nächsten vier Wochen“, „drei Unterrichtsstunden Mitte Mai“ … In diesem Zeitrahmen wird auch der Unterrichtsbesuch (oder zwei Unterrichtsbesuche) stattfinden.
  6. Die Formulierung ermöglicht es, gezielte Beobachtungsaufgaben für die Besucher des Unterrichts zu stellen und abzuschätzen, ob die intendierten Veränderungen nachvollziehbar sein werden.

Hilfreich
bei der Arbeit des Formulierens ist die Orientierung auf die Aspekte „Es liegt in meiner Macht.“, „Überschaubarkeit des Zeitraums“, „Die Veränderung ist von außen nachvollziehbar.“ sowie das Hand-in-Hand-Gehen mit dem Formulieren der Beobachtungsaufgaben an die Besucher des Unterrichts.

Beispiele aus der Praxis

  1. Ich möchte, dass es mir im Unterricht der unruhigen Klasse 7 b besser gelingt, innerlich ruhig zu sein und die Ruhe auch auszustrahlen. Darauf möchte ich mich mit Hilfe verschiedener Techniken besonders in den nächsten vier Wochen konzentrieren und am Ende dieses Zeitraums auch die Unterstützung durch einen Unterrichtsbesuch in Anspruch nehmen.
  2. Ich möchte lernen, häufiger positive und hilfreiche Rückmeldungen auf erbrachte Leistungen zu geben. Ich werde im Laufe der nächsten zwei Monate darauf hinarbeiten, schwerpunktmäßig in der Klasse 8 a. Ich würde mich freuen, wenn zwei Unterrichtsbesuche in diesem Zeitraum möglich wären.
  3. Ich möchte erreichen, dass vor allem dann, wenn ich den Schülerinnen und Schülern der Klasse 5 d Arbeitsaufträge gebe, die Atmosphäre ruhig und konzentriert ist.
  4. Ich will mich weniger auf unruhigen und oft lauten Jungen in den hinteren Reihen der Klasse 6 c konzentrieren und statt dessen den stilleren Schülerinnen und Schülern mehr Aufmerksamkeit schenken. Ich möchte gleich zu Beginn der etwa sechs Wochen langen Konzentration auf dieses Anliegen die Impulse aus einem Unterrichtsbesuch nutzen.