3.5. Der überschaubare Zeitraum

Den Zeitraum für die Arbeit mit dem jeweils speziellen Anliegen ins Auge fassen

Neben dem Faktor „Es liegt in meiner Macht.“ ist die zeitliche Überschaubarkeit ein weiteres hilfreiches Kriterium für die Arbeit an der Anliegen-Formulierung. Im Allgemeinen zeigt es sich, dass der mittelgroße Zeitraum von ca. vier bis sechs, höchstens acht Wochen günstig ist. Gemeint ist damit: Ein Anliegen ist nicht so etwas wie „einmal ausprobieren“ eines Ansatzpunktes und auch nicht ein Thema, das über längere Zeit permanent die Aufmerksamkeit beansprucht. In beiden Fällen wäre der Zusammenhang zwischen dem konkreten Anliegen und den angestrebten, tatsächlich beobachtbaren Veränderungen kaum noch erkennbar.

Das Kriterium der zeitlichen Überschaubarkeit fördert die Präzision und Griffigkeit des zu formulierenden Anliegens und damit die Chancen, einen weiteren konstruktiven Schritt zugunsten der eigenen professionellen Weiterentwicklung im Lehrberuf zu gehen.

Je nachdem, wie präzise und griffig ein Anliegen ist, können sich verschiedene Folgen für den Zeitraum ergeben:
– Das Anliegen ist so „punktgenau“, dass die Arbeit damit bereits nach wenigen Unterrichtsstunden als erfolgreich eingeschätzt wird; dieses Anliegen wird nach kurzer Zeit als „erledigt“ betrachtet.
– Das Anliegen hat sich nach einiger Zeit als „nicht treffsicher“ erwiesen; in der Arbeit hat sich gezeigt, dass es eigentlich um etwas anderes geht. Dies führt im günstigen Fall zu einem „besseren“ Anliegen. Der anvisierte Zeitraum muss neu angepasst werden.
– Das Anliegen entpuppt sich als zu komplex oder als „zu groß“. Nach einiger Zeit wird der anvisierte Prozess speziell dieser Anliegen-Arbeit gestoppt; aus den Beobachtungen und Reflexionen ergibt sich die Frage, welches oder welche Anliegen griffiger und konstruktiver erscheinen. Auch hier müssen die Zeiträume der Überschaubarkeit neu ins Auge gefasst werden.

Grundsätzlich sollte der Zeitraum so gewählt sein, dass darin zumindest ein Unterrichtsbesuch und damit ein Durchlauf durch den Lernzyklus organisiert werden kann. In den anderen Unterrichtsstunden dieses Zeitraums wird die Lehrperson allein mit dem Anliegen arbeiten. Hierbei spielen die an die Besucherinnen formulierten Beobachtungsaufgaben bereits eine Rolle, und es wird auch eine (individuelle) Auswertung stattfinden, wenn auch nicht so weit reichend wie mit der Hilfe der Gäste.

Nach diesem Zeitraum des fokussierten Arbeitens mit dem Anliegen wird sich zeigen, ob es sinnvoll erscheint, thematisch ähnlich noch einmal neu einzusteigen oder mit einem ganz anderen Aspekt des Lehrverhaltens einen neuen Lernzyklus zu beginnen. Oder auch eine Pause mit dieser Form des Lehren-Lernens zu machen.