3.7. Beobachtungsaufgaben

Beobachtungsaufgaben für die Begleiter bzw. Begleiterinnen formulieren

Im Kontext der Klärung des Anliegens werden Beobachtungsaufgaben formuliert, mit denen die Besucher dann in den Unterricht kommen. Die Beobachtungen sollen sich möglichst direkt auf das Anliegen beziehen und lassen andere Aspekte außer Acht. Bei der Auswertung werden sie der Protagonistin zur Verfügung gestellt, und zwar als Beobachtungen, das heißt, so weit es möglich ist, ohne Bewertungen oder Interpretationen. Häufig beginnen Beobachtungsaufgaben mit „Achte auf …“ und „Beschreibe mir bitte …“.

Vor allem die Aufforderung, Beobachtungen zu beschreiben, fördert die sachliche und nüchterne Art der Rückmeldungen, sie verringert spekulative Interpretationen und gefühlsbetonte Äußerungen. Die Souveränität des Protagonisten bleibt geschützt, es liegt in seiner Zuständigkeit zu entscheiden, wie er die Beschreibungen deutet und wie er sie in seine Auswertung einbezieht.

Ich nehme hier noch einmal, wie auch in den Erläuterungen zu „Veränderungen sind nachvollziehbar“, das erste „Beispiel aus der Praxis“ zum Zweck der Veranschaulichung zur Hand:
„Ich möchte, dass es mir (…) besser gelingt, innerlich ruhig zu sein und die Ruhe auch auszustrahlen.“
Beobachtungsaufgaben könnten etwa folgendermaßen formuliert werden:

  • Achte bitte auf meine Körpersprache und beschreibe mir meine Art der Bewegungen, mein Stehen oder Umher-Gehen, meine Gestik und Mimik.
  • Konzentriere dich bitte auf die Art und Weise, mit der ich Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern aufnehme, wie ich auf einzelne zugehe oder mich woandershin wende, auf Nähe und Distanz, auf den Blickkontakt, auf die Art meines Sprechens im direkten Kontakt.
  • Beschreibe mir bitte meine Art des Sprechens in unterschiedlichen Situationen im Unterrichtsverlauf, die Lautstärke, den Klang meiner Stimme, die Klarheit der Aussprache, das körperliche Verhalten beim Sprechen.
  • Achte bitte auf meine Sprache und die Art meiner Formulierungen und beschreibe mir, wieweit sie einfach oder kompliziert sind, wie klar oder unklar, wie leicht oder schwierig es ist, meinen inhaltlichen Äußerungen zu folgen. Wenn es möglich ist, beschreibe mir Reaktionen von Schülerinnen oder Schülern unmittelbar auf das, was ich gesagt habe.
  • Fokussiere bitte und beschreibe alle meine Handlungen und Verhaltensweisen im Bezug zu Medien und Materialien, also etwa zur Musikanlage, zu den Instrumenten, zu Arbeitsblättern, zum Schulbuch usw.
  • Achte bitte auf die Pausen, die im Unterrichtsverlauf entstehen, besonders auf die kleinen. Beschreibe mein Tempo im Umgang mit den Pausen, wie viel Raum ihnen gebe, was ich tue, um schnell oder langsam weiterzugehen, auf welche Weise ich vorwärts dränge oder mich in abwartender Haltung zeige.

Die Beobachtungsaufgaben werden in Federführung des Protagonisten gemeinsam mit den Begleiterinnen erarbeitet und formuliert. So sind bereits im Vorfeld des Unterrichtsbesuches für alle Beteiligten die Aspekte des Fokussierens klar, und damit ist auch die Grundlage der Auswertung im Anschluss an die Unterrichtsstunde vereinbart.

Wenn es zwischen dem Zeitpunkt der Formulierung der Beobachtungsaufgaben und dem Besuch Unterrichtsstunden ohne Begleiter gibt, hat die Protagonistin die Möglichkeit, ihrerseits die Aufgaben für die Selbstbeobachtung zu nutzen. Das vertieft bereits die Wirkung des Arbeitens mit dem Anliegen. Darüber hinaus ist es ein Training der Selbstbeobachtung, also des „Neben-sich-Stehens“, während man gleichzeitig unterrichtet. Die Fähigkeit, auf diesen zwei Ebenen parallel zu agieren – als Unterrichtende und als Selbstbeobachterin – ist von hohem Wert für die Professionalisierung im Lehrberuf.