3.6. Veränderungen sind nachvollziehbar
Diejenigen Aspekte benennen, anhand derer von außen – durch die Begleiter – nachvollziehbar ist, dass und wie tatsächlich am Anliegen gearbeitet wird und wie dementsprechend Veränderungen im Lehrverhalten erkennbar sind
Beim Formulieren des Anliegens ist es neben den Kriterien „Es liegt in meiner Macht.“ und „Die Überschaubarkeit des Zeitraums“ hilfreich zu klären, welche tatsächlichen Auswirkungen angestrebt werden und wie diese erkennbar sind.
Wer mit dem Anliegen arbeitet, möchte erreichen, dass sich dadurch etwas ändert. Dies soll sich vor allem im Verhalten der Lehrperson zeigen: Sie verhält sich anders, als es vorher der Fall war. Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich auch ansonsten die Situation verändert darstellt, vor allem im Verhalten der Schülerinnen und Schüler.
Ein gut formuliertes Anliegen ist darauf aus, dass diese Veränderungen durch die Lehrerin selber wie auch durch die Beobachter erkennbar und nachvollziehbar sind.
Wenn es, wie im ersten „Beispiel aus der Praxis“ angesprochen, der oder dem Unterrichtenden gelingt, in der benannten unruhigen Klasse innerlich ruhig zu sein und diese Ruhe auch auszustrahlen, dann wird das auf verschiedene Weise erkennbar sein. Man wird es in der Körpersprache der Lehrperson wahrnehmen, in der Gestik und in den Augen, in den Bewegungen im Raum, im Umgang mit Medien und Materialien, ferner im Klang und in der Lautstärke der Stimme und so weiter. Auch wird zu erkennen sein, wie die Lernenden darauf reagieren, ob sie also zum Beispiel ebenfalls ruhiger werden oder, im Gegenteil, sich noch mehr gegenseitig ablenken.
Je präziser im Prozess der Anliegenklärung die Beobachtungsaufgaben formuliert wurden, desto besser können die Veränderungen erkannt und beschrieben werden.
In welcher Weise sich das Verhalten der Lehrperson im Verlaufe der z.B. vierwöchigen Arbeit mit einem bestimmten Anliegen tatsächlich verändert hat, kann nur sie, die Protagonistin, erkennen und einschätzen. Dazu kann sie sich die Fähigkeit aneignen, während des Unterrichtens sozusagen neben sich zu stehen und sich selbst zu beobachten. Hinzukommen können Gespräche mit Freunden und Kolleginnen. Die Auswertung der Selbstbeobachtungen bekommt dann eine höhere Qualität, und es können sich auch Themen eröffnen, die ansonsten im Dunkeln bleiben würden. Der Unterrichtsbesuch ist ein Spezialfall. Die Kollegen bzw. Kolleginnen, die ein- oder zweimal zum Unterrichtsbesuch kommen, sind punktuelle Gäste. Sie haben keinen Einblick in die Feinheiten der Veränderungen – weder Stunde für Stunde noch über den Zeitraum vom Beginn bis zum Abschluss des Arbeitens mit dem Anliegen. Aber für das Erkennen und Einschätzen der eigenen Verhaltensänderungen sind die Beobachtungen durch die Gäste im Kontext der gemeinsamen Auswertung von hohem Wert.