3. Anliegen

3.1. Zum Begriff

Das Einsteigen in den Lernzyklus beginnt mit der Klärung eines Anliegens, das man eine Zeit lang in den Mittelpunkt des (weiteren) Lehren-Lernens stellen möchte. Im accompagnato-Modell verstehen wir den Begriff des Anliegens ähnlich, wie es Friedemann Schulz von Thun Mitte der 1990er Jahre für die Praxisberatung in Gruppen vorgeschlagen hat. Neben der grundsätzlich positiven Orientierung („Ich will etwas so oder so besser machen“ statt „Ich will dies oder jenes vermeiden.“) benutzt er den Begriff des Protagonisten. Diese Bezeichnung kommt aus dem Drama; die damit verbundene begriffliche Vorstellung gefällt mir besonders gut. Der gesamte mit dem Lernzyklus verbundene Prozess ist davon geprägt, dass die Person, die ihr Anliegen formuliert und damit arbeitet, sich selbst als die Protagonistin, als die „zentrale Gestalt“, empfindet und von den anderen Beteiligten als solche respektiert wird.

Man kann den Begriff des Anliegens recht leicht von anderen unterscheiden. So sind zum Beispiel Wörter wie „Wunsch“ oder „Bedürfnis“ zu schwach und zu vage. „Problem“ wiederum setzt bei der negativen Beschreibung einer Situation an und legt nahe, dass es „zu lösen“ sei. Es kann sein, dass einem hauptsächlich ein Problem am Herzen liegt, aber indem es – im günstigen Fall – gelöst sein sollte, würde es seine Substanz für die professionelle Weiterentwicklung verlieren. Ähnlich ist es beim Wort „Ziel“ als einem Punkt, den man erreichen will. Ist man am Ende angekommen, hat man das Ziel erreicht (positiv) oder eben nicht (negativ); die Energie für die weitere Dynamik ist jedenfalls weg. Man braucht vermutlich ein anderes, ein neues Ziel: Zurück an den Start! In der Arbeit am Anliegen bleibt die Dynamik erhalten, sie kann sich im Lernzyklus verändern, neue Facetten ins Blickfeld rücken und, ohne abgeschlossen zu sein, zu anderen Anliegen führen.

Das klare Benennen und praktikable Beschreiben eines Anliegens ist ein Prozess, der in sich selbst schon viel produktive Wirkung erzeugt.

Diese Arbeit – den Ansatzpunkt finden, das Anliegen und die Beobachtungsaufgaben formulieren – geschieht idealerweise im Team, das sich aus der Protagonistin bzw. dem Protagonisten und zwei oder drei Begleitern zusammensetzt (dazu mehr bei Unterrichtsbesuch – Konfronationen inszenieren).

Der Arbeitsprozess des Bestimmens des Anliegens wird im Folgenden genauer beschrieben.

3.2. Den Ansatzpunkt finden

Denjenigen Ansatzpunkt für das eigene Verhalten beim Unterrichten finden, der einem im Moment besonders aktuell, brisant, notwendig oder bedeutsam erscheint und der dann zum Anliegen erklärt wird

3.3. Die Formulierung des Anliegens erarbeiten

Eine Formulierung erarbeiten, die das Anliegen auch für andere leicht verständlich und griffig benennt, so dass es möglich wird, damit konstruktiv zu arbeiten

3.4. Das Macht-Kriterium“

Das Kriterium „Es liegt in meiner Macht.“ überprüfen

3.5. Der überschaubare Zeitraum

Den Zeitraum für die Arbeit mit dem jeweils speziellen Anliegen ins Auge fassen

3.6. Veränderungen sind nachvollziehbar

Diejenigen Aspekte benennen, anhand derer von außen – durch die Begleiter – nachvollziehbar ist, dass und wie tatsächlich am Anliegen gearbeitet wird und wie dementsprechend Veränderungen im Lehrverhalten erkennbar sind

3.7. Beobachtungsaufgaben

Beobachtungsaufgaben für die Begleiter bzw. Begleiterinnen formulieren