6.2. Der EAS-Kongress:
lifelong development

Der Wiener EAS-Kongress (2003): „Musiklernen – ein Leben lang“:
Die Verortung des accompagnato-Modells im größeren thematischen Kontext, nämlich „lifelong development“

Bei der Planung und Gestaltung des Wiener Kongresses der „European Association for Music in Schools (EAS)“ im Jahr 2003 spielten verschiedene Faktoren eine Rolle, die im Folgenden benannt werden sollen. Denn für die inhaltliche Prägung dieser Großveranstaltung war die Arbeit mit dem accompagnato-Modell von großer Bedeutung; umgekehrt haben die sachlichen Auseinandersetzungen um die Kongressgestaltung der Weiterentwicklung des accompagnato-Modells genützt.

Dies sind die Faktoren:

  1. Der Kongress an der Musikuniversität Wien war ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung der EAS als des maßgeblichen Verbandes für die Belange des schulischen Musikunterrichts in Europa. Die EAS befand sich als Organisation in einer krisenhafte Situation; der Erfolg des Kongresses hatte die Wirkung einer starken Schubkraft für die äußerst positive Entwicklung des Verbandes in den darauf folgenden Jahren. Das Thema „lifelong development“ bot eine inhaltliche Plattform, auf der sich die Kolleginnen und Kollegen aus den unterschiedlichen Ländern Europas auf jeweils spezifische Weise gut einbringen konnten.
  2. Für das Wiener Institut für Musikpädagogik als federführender und verantwortlicher Institution war dieser Kongress die größte je durchgeführte Veranstaltung. Die Auffassungen vom Lehren-Lernen im Kontinuum“ standen im Institut im Mittelpunkt des hochschuldidaktischen Denkens. Von daher lag es auf der Hand, das Paradigma vom „lifelong development“ zum inhaltlichen Schwerpunkt zu machen und sich mit ihm vor der europaweiten Öffentlichkeit zu präsentieren.
  3. Mit dem accompagnato-Modell hatte das Paradigma vom „lifelong development“ ein spezifisches Profil bekommen. In ihm wird besonders deutlich formuliert und in praktisches Sprechen und Handeln gebracht, dass entgegen dem herkömmlichen Bild der Lehramtsausbildung das Lehren-Lernen als ein Sich-Bilden, als ein Sich-professionell-Weiterentwickeln verstanden wird – und dass dies als ein prinzipiell offener und letztlich unabschließbarer Prozess zu sehen ist.
    Somit wird im Kontext des EAS-Kongresses das modische und problematische Postulat des Lebenslangen Lernens – ein normatives Konzept, das die Tendenz hat, auf Anpassungsleistung oder auf „Investition in Humankapital“ aus zu sein – aufgegriffen und gleichzeitig auf neue Weise inhaltlich geprägt, indem der Grundgedanke der selbstgestalteten und selbstverantworteten Persönlichkeitsentwicklung auch im professionellen Kontext betont wird.
  4. Planung und Durchführung des Wiener Kongresses rund um 2003 gehen zeitlich und inhaltlich Hand in Hand mit dem accompagnato-EU-Projekt „Brücken zwischen Studium und Beruf des Musiklehrers“ (2001-2004). Ist das EU-Projekt als die Form der auch internationalen Verbreitung des accompagnato-Modells zu sehen, so bedeutet der Wiener Kongress die inhaltliche Verortung in den größeren paradigmatischen Kontext des „lifelong development“.

Das folgende Bild führt Sie in das Buch hinein: Es zeigt das Inhaltsverzeichnis, das Vorwort und meinen Basisartikel „Weiterbildung in Musik“.