1. Lehren-Lernen am IMP Wien

1.1. Hochschuldidaktisches Denken 

Im 1991 gegründeten Institut für Musikpädagogik (IMP) der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Wien gab es starke Bestrebungen, die Vorstellungen vom Lehren und Lernen deutlich im Sinne eines reflexiven Bildungsbegriffs zu etablieren: Die Studierenden des „Lehramts Musikerziehung“ werden nicht als Auszubildende, sondern als Sich-Bildende verstanden. Wir Hochschullehrer (m/w) agieren als Anreger, Impulsgeber, Vermittler von Wissen und Handwerkszeug, als Maßstab-Geber, als „Heraus-Forderer“ …: als Begleiter und Betreuer der lernenden jungen Menschen.

Das Sich-Bilden betrifft die Persönlichkeit in ihrer Individualität. Gleichzeitig findet das „Lehrer-Lernen“ sinnvoller Weise in Gemeinsamkeit statt: im Miteinander mit den anderen Persönlichkeiten.

Diesem Denken entspricht das Ausarbeiten – und das permanente Überarbeiten – der Seminar-Konzepte grundsätzlich gemeinsam, stets im Team.

Zu dieser Gemeinsamkeit gehören sowohl die aktuell Studierenden als auch die früheren Studentinnen und Studenten, die bereits in den beruflichen Alltag eingestiegen sind. Für die „Lehrer-Anfänger“ in der Zeit der ersten Berufsjahre ist diese Zeit des gemeinsamen Lehren-Lernens in gegenseitiger Unterstützung besonders relevant.

1.2. Das Lehren-Lernen als Kontinuum

Die Studierenden haben, wenn sie ins musikpädagogische Studium kommen, bereits viele Erfahrungen mit dem Lehren und Lernen, vor allem durch ihre eigene Schulzeit. Und sie werden nach den wenigen Studienjahren als Lehrer-Anfänger (m/w/d) in den Beruf gehen und im günstigen Fall permanent weiter an ihrer Professionalisierung arbeiten.

Dieser Idee des Kontinuums des Lehren-Lernens entsprechen folgende Impulse und Initiativen:

  • das mentale, das gezielt gestaltete innere Zurückgehen in die Schule, wie sie früher als Schüler bzw. Schülerin erlebt wurde, mit der Intention des Gewinnens einer reflexiven Distanz,
  • das bewusste Erleben der Studienzeit als einer Lern- und Entwicklungsphase weg von der Schule, verbunden mit der Perspektive des späteren Lehrberufes in der Schule,
  • das Einbinden des Schul-Bezugs in das Studium durch Unterrichtspraktika („Unterrichtslehre“) und im Zusammenhang damit die Betreuung eines Kreises von „Praxislehrern“ bzw. Mentorinnen und Mentoren,
    (Zu dem im Institut aufgebauten System des Mentoring finden Sie hier einen Artikel.)
  • die Einbeziehung der Absolventinnen und Absolventen des Lehramtsstudiums (Alumni), die in den Lehrberuf an Schulen eingestiegen sind, in unsere Verantwortung als Universitätslehrer einschließlich gemeinsamer Lehrveranstaltungen.
    (Im Sinne dieser Intention gab es eine Zeit lang eine eigene institutionelle Untergliederung im IMP: das „Musikpädagogische Zentrum (mpz)“.)

Vor allem dem letzten Punkt entsprachen die accompagnato-Seminare, in denen die Gemeinsamkeit von Studierenden und im Beruf stehenden Lehrenden auf besondere Weise gestaltet wurde.

1.3. Verankerung in den Lehrbetrieb

Nach einigen Jahren praktischer Erfahrungen mit den accompagnato-Seminaren wurde an der Musikuniversität Wien der (umfassender angelegte) „UNIVERSITÄTSLEHRGANG Berufsbegleitende Weiterbildung Musikpädagogik“ – mit mir als Lehrgangsleiter – etabliert. Die Jahreskurse „accompagnato. Die beste Begleitung für den Unterricht“ bildeten einen wichtigen Bestandteil dieses Lehrgangs.

Zur Veranschaulichung hier einen Folder aus der Zeit der ersten Seminare und einen Flyer zum accompagnato-Jahreskurs im Rahmen des Universitätslehrgangs. Beide Dokumente enthalten gute, komprimierte Darstellungen des accompagnato-Konzepts.

accompagnato-Folder
(1997):

„accompagnato – Brücken zwischen Studium und Beruf des Musiklehrers“

Accompagnato-Jahreskurs im Universitätslehrgang (2002/2003)

Die Idee von accompagnato wird darin
knapp und gut auf den Punkt gebracht.